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Gamergate… oder warum Trolle noch immer unter Brücken wohnen

Gamersgate, ein Wort, ein Schlagwort welches seit einiger Zeit wie ein Buschfeuer die Gemüter aufheizt. Eigentlich wundert es mich, doch wenn ich in der Zeit zurückblicke nicht. Ich bin ein Mittdreißiger, ein Nerd, ein Rollenspieler, ein Metal-Fan, ein Comicsammler und Moviejunkie. Ich habe als Ausenseiter miterlebt wie die uncoolen Kids sich zum Rollenspielen und Metalhören verabredet haben. Habe als Teen dumme Sprüche ertragen wenns ums Comiclesen und Fantasyfilme schauen ging. Habe als Twen die Lacher ertragen, weil ich Spielzeuge sammle. Und wisst ihr was? Bei all dem waren kaum Mädchen dabei. Damals waren die Gruppen froh, wenn auch nur ein Mädchen am Start war. Nicht selten waren diese ebenfalls Außenseiter. Es war nicht schlimm. Es war auch nich schlimm, dass diese Mädchen sich damals über die Superfrauen auf den Covers beschwert haben, denn sie hatten recht. Die Frauen die wir damals anschmachteten waren mehr als die Frauen die wir kannten, wenn wir denn welche kannten. Es waren Frauen die unsere Phantasie ansprach und um ehrlich zu sein, auch die unteren Extremitäten. Wenn jedoch mal ein Mädchen mit am Spieltisch war, dann änderte sich etwas. Es gab eine echte Meinung. Die Meinung einer Frau über ein Bild welches niemlas der Realität entsprechen konnte. Durch weiblichen Mitspieler gab es erstmals Informationen aus erster Hand.

Warum schreibe ich über die Vergangenheit, vielleicht weil diese sich auf die ein oder andere Weiße immer wiederholt? Jetzt und hier, in einer Zeit in der Nerd-Sein plötzlich Mode ist und auch Frauen daran Spass haben „Retro“ zu sein, entwlickelt sich etwas Neues. Vernab der üblichen, pupertären Stubenhocker die jahrelang das Bild des Videogamers prägten, steigen aus dem Casual, Mini-Game, Hello Kitty Sumpf neue Zocker. Es sind Frauen die als Mädchen angefangen haben zu spielen. Nicht im Sinne des Hardcorezockers, eher im Sinne des Zeitvertreibs. Ohne den „ernsthaften“ Hintergrund des wahren Zockens. Diese Frauen wagen sich nun in neue gefilde vor, lassen Pokemon und die Sims hintersich und erproben neues. Dies sind nicht die Mädchen die damals mit mir am P&P Tisch um die Wette gewürfelt haben und andere Mitspieler ausgelacht haben weil unter logischen Gesichtspunkten ein Stahl-Bikini einfach kein +2 auf den Rüstwert geben kann. Diese neuen Frauen sehen Spiele die für Jungs und Männer gemacht sind. Sie sehen Beine die an Brüsten enden und stellen sich zu Recht die Frage wo das reflexierte Bild der echten Frau bleibt. Naja, um dem Umkehrschluss die Ehre zu geben Frag ich mich schon seit Jahrzehnten warum die meisten männlichen Spielfiguren nicht anpassbar sind. Doch das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist der, dass Frauen kritik an den Spielen üben müssen.

Die Spielindustrie hat den Trend zwar schon lange erkannt, schafft es aber nicht über den Schatten der Wirtschaftlichkeit hinwegzuspringen. Ebenso der alteingesessene Spielejournalismus. Es gibt zwar Frauen in der Berichterstattung, aber ernsthafte Kritikt suchte man bisher vergeblich. Es ist schade, wenn ein Medium, dass schon lange um ernsthafte Anerkennung ringt als Schlachtfest der Angst missbraucht wird. Ich mache an dieser Stelle allen den Vorwurf der Kurzsichtigkeit. Man streitet um ein Gut, dass von einer Industrie gefertigt wird um Gewinne zu erzielen. Man streitet darum, dass die Inhalte eines Produktes nur den „wahren“ Spieler gehören. Man stört sich an der Frage des Sexismus in diesem Medium. Und es werden ängste geschürt, dass Hardcoregame stürbe damit aus.

Ich werde niemals verstehen, warum man eine Meinung nicht einfach tollerieren kann. Man muss sie nicht gutheißen, aber man kann doch damit umgehen und verstehen, dass es Menschen gibt deren Meinung auf einer Erfahrung beruht die man selber nicht gemacht hat. Es geht in dieser Debatte darum ein Verständnis aufzubauen und möglicherweise neue Konzepte zu erfinden. Wem diese neuen Konzepte nicht passen, muss sie ja nicht kaufen. Denn bei Videospielen entscheidet letztendlich der Umsatz, denn der Industrie ist es am Ende egal was für ein Spiel sie verkauft. Denkt mal darüber nach.

Der nächste Punkt auf der Hausordnung ist der traditionelle Spielejournalismus. Sind die Schreiberlinge von Magazinen, Online-Magazinen und Co. nun käuflich? Fangen wir anders an. Kennt noch wer Fanzines. Im Prä-Internet-Zeitalter waren diese kleinen Magazine aus der Feder von Fans für kleines Geld zu haben. Zwischen 0,50 Pfennigen und 5 Mark konnte man diese Heftchen per Post beziehen und sie enthielten Infos rund um alles Mögliche. Doch damals schon hatten die Betreiber ein Problem welches auch heute noch vorherrscht. Sie hatten kaum Zugang zu original Material, bzw. den Herstellern. Damals wie heute, sind Redakteure auf den Informationsfluss der Entwickler angewießen. Diese vertreiben Pressemappen mit Beschreibungen, kleinen Goodies, Videomaterial und möglicherweise Alpha-Demos. Bei nicht AAA Spielen kann man dann froh sein, wenn es wenigstens eine Beschreibung und ein paar Bilder gibt. Um den Output etwas zu steuern geben viele Entwickler und Publisher Veranstaltungen. Tolle Sache, aber meist ist der Veranstaltungsort nicht um die Ecke. Kleine Publizisten, damals wie heute konnten und können es sich nicht leisten jemanden einfach mal so rund um den Globus zu schicken nur um Material für eine halbe Seite zu Sammeln. Auch größere Verlage können das nicht. Aber die Industrie ist auf Informationsverbreitung angewießen. Die Internetpräsenz eines Entwicklers ist nicht immer konform mit dem Informationsbedürfnis des zukünftigen Spielers. Aus diesem Grund werden den Herren in der Redaktion freiflüge spendiert. Verwerflich? Wohl kaum. Es gibt eine gewisse Ko-Abhängigkeit dieser beiden Institutionen. Natürlich kommt spätestens jetzt die Frage nach der Anzeigenschaltung. Nun inwieweit sich ein Magazin in die Abhängigkeit der Anzeigen begibt, liegt unter anderem wohl auch am Ausgabepreis eines Heftes.

Die Unabhängigkeit eines Magazins wird es nie geben, es sei denn der Kunde bezahlt dafür. Sind nun diese Heft-Journalisten schlechte Menschen und verbreiten lügen? Es ist ebenso falsch wie richtig. Denn die Wahrheit liegt wie bei allen Medien im Auge derer die sich tiefer mit der Materie beschäftigen. Wir reden hier von einer kleinen Gruppe. Man kennt sich und tauscht sich aus. Eine beeinflussung ist nicht ausgeschlossen. Ich würde dennoch nicht soweit gehen, den Traditionsblättern Wertungsfälchungen zu unterstellen. Letztendlich sind es in der heutigen Zeit Communities, die das letzte Wort haben ob ein Spiel nun Gut oder schlecht ist. Da jedoch keiner warten will und Informationen schneller altern als füher, kommt es zu Verzerrungen, die viele nicht wahr haben wollen. Deshalb schließe ich hier mit den Worten :„Geduld ist eine Tugend!“